Kreis Köln

1. FC Union Köln: Angebote für über 100 Flüchtlinge „op d'r Schäl Sick“

1. FC Union Köln: Angebote für über 100 Flüchtlinge „op d'r Schäl Sick“

Das Jahr 2016 wird Abdellah Lahmine so schnell nicht vergessen. Die Flüchtlingskrise führte auch in Köln zur Erstellung von diversen Flüchtlings-Unterkünften, mehrere in der Nähe des Fußball-Klubs 1. FC Union aus Köln-Ostheim. Die Folge der deutlich erhöhten Zahl an Zuwanderern 2015 und 2016. Auch der Fußball-Klub von der in Kölner Mundart „schäl Sick“, also dem Rechtsrheinischen, bekam enormen Zulauf. Von Kindern, Jugendlichen, jungen Erwachsenen, Erwachsenen und Menschen mit Migrations-Hintergrund. „Es kamen viele Spieler zu uns und wir konnten unseren Mitgliederbestand fast verdoppeln“, berichtet der 46-Jährige mit den marokkanischen Wurzeln. Dementsprechend mussten mehr Übungsleiter her, um die neuen Spieler auch entsprechend zu betreuen.

Die Flüchtlinge suchten nach einer Ablenkung, was lag also näher, als der runden Kunststoffkugel hinterherzujagen. „Durch unseren ehrenamtlichen Trainer wurden sie zweimal in der Woche auf dem Fußballplatz beschäftigt“, berichtet der 1. Vorsitzende des 1. FC Union aus der Domstadt. Es wurde trainiert, und zum Ende der Einheit gab es ein Abschlussspiel. Nicht immer war es ganz einfach, denn: „Sprachliche Schwierigkeiten, traumatische Erlebnisse während der Flucht, mangelnde Ausrüstung für den Alltag, aber auch  im Fußball sowie beengte Verhältnisse in den Notunterkünften waren und sind ständige Begleiter unserer Arbeit.“

Lahmine war dabei aufgrund seines Sprachtalents besonders gefordert. „Am schwierigsten war es mit den Anträgen für die Anmeldung beim Verband“, unterstreicht er. Häufig waren die Unterlagen unvollständig, es fehlten Originale, die vom Verband eingefordert werden: „Aber schließlich hat man eine gewisse Routine entwickelt. Als ich mal in Urlaub war, haben die Leute, die es übernommen haben, gesehen, wie viel Arbeit dahintersteckt.“ Der umtriebige Lahmine spricht vier Sprachen: Deutsch, Marokkanisch, Französisch und Englisch. Die Spieler konnten auf alle Teams in Köln-Ostheim verteilt werden. Die Basisarbeit im Fußball funktioniert glänzend, davon zeugen die zahlreichen Jugendmannschaften, aber auch im Seniorenbereich ist man aktiv und erfolgreich. Lahmine: „Es werden sogar Spieler von uns, wenn sie ein gewisses Niveau erreicht haben, von anderen Vereinen angesprochen.“

Der Sport, sorgte bei den Flüchtlingen für einen willkommenen Ausgleich, einer Abwechslung im tristen Leben in der Notunterkunft. „Wir haben zudem eine hohe Fluktuation der Flüchtlinge festgestellt, da sie oft verlegt worden waren“, betont Lahmine. Doch auch diese Problemstellung konnte der Verein mit viel Engagement und Einfühlungsvermögen bewältigen. Alle Flüchtlinge, die dauerhaft vom Verein betreut wurden, „wurden in bestehende Mannschaften integriert“. Sie nehmen am Spielbetrieb des 1. FC Union im Fußball-Kreis Köln teil.

Eine echte Erfolgsgeschichte in Köln-Ostheim. Und die nach Deutschland gekommenen Flüchtlinge waren dankbar für die Unterstützung und Hilfe vonseiten des Vereins. Sie machten Werbung für den Klub, der ihnen so viel Entgegenkommen, Hilfe und Zuwendung zuteil hatte werden lassen. „Einige von ihnen leben jetzt in verschiedenen Flüchtlingsheimen, wo sie Kontakt zu anderen Flüchtlingen aufgenommen haben“, skizziert Abdellah Lahmine. Und die Mundpropaganda hat Erfolg, denn weitere Spieler, die geflüchtet sind, haben sich inzwischen dem 1. FC Union angeschlossen. „Wir können regelmäßig neue Flüchtlinge in unserem Verein aufnehmen und betreuen“, sagt der Union-Chef. Der Verein, der erst 2009 gegründet wurde, macht zurzeit eine enorme Entwicklung durch. Damals war die Anzahl der Mannschaften noch überschaubar, jetzthat sich dies geändert. Dementsprechend bedarf es der Unterstützung, vor allem im Bereich der Übungsleiter.

Der Verein, der schon am 28. September 2015 bei der Aktion „1:0 für ein Willkommen“ mit einer Anerkennungsprämie in Höhe von 500 Euro durch die DFB-Stiftung Egidius Braun unterstützt wurde, bat auch bei der Aktion „2:0 für ein Willkommen“ um finanzielle Hilfe. Die DFB-Stiftung und die Beauftragte der Bundesregierung für Migration, Flüchtlinge und Integration bewilligten jeweils eine Ehrenamtspauschale für zwei Mitarbeiter in einer Höhe von insgesamt 1.440 Euro.

So kann das Projekt in Ostheim weiterhin so wegweisend weitergeführt werden. Schließlich kam und kommen über 100 Flüchtlinge in den Genuss der Unterstützung durch den 1. FC Union und seinen umtriebigen Chef, der aber natürlich die zahlreichen ehrenamtlichen Trainer mehr in den Vordergrund gerückt sehen möchte. Der Verein aus der Domstadt hat mit seiner Initiative einen wichtigen Beitrag geleistet, um die Flüchtlinge nach der Ankunft in Köln zu unterstützen.

Lahmine wurde zuletzt auch vom Landessportbund (LSB) Nordrhein-Westfalen für seine Aktivitäten ausgezeichnet. „Das ist natürlich schön, wenn das so registriert wird“, sagt der Union-Klubchef, und da seine Frau ebenfalls mit eingebunden ist, ist das Engagement im Hause Lahmine längst zu einer Familienangelegenheit geworden.

(Autor: Rainer Kalb/Foto: FUSSBALL.DE)

 

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