Wie werde ich Schiedsrichter? – Der Weg zum Unparteiischen

Wie werde ich Schiedsrichter? – Der Weg zum Unparteiischen

Rund 75.000 Schiedsrichter sind bundesweit im Einsatz, damit 1,5 Millionen Fußballspiele in ganz Deutschland Jahr für Jahr stattfinden können. Alleine auf den Plätzen im Fußball-Verband Mittelrhein, dem mit 1.200 Vereinen siebtgrößten Landesverband im Deutschen Fußball-Bund, sind 2.300 Unparteiische unterwegs. Ihnen kommt dabei eine zentrale Rolle zu: Sie sorgen für den regelkonformen Ablauf des Spiels und damit für einen fairen sportlichen Wettkampf. Um dieser Aufgabe gerecht werden zu können, sind fundierte Regelkenntnisse und körperliche Fitness unabdingbar.

Das Regelwerk lernen die angehenden Schiedsrichter zunächst in Anwärterlehrgängen. Die Organisation dieser Veranstaltungen, die zumeist vier bis sechs Ausbildungstage umfassen und mit einer Prüfung enden, übernehmen die neun Fußballkreise des Verbandsgebiets. „In der Regel gibt es jedes Jahr ein oder zwei dieser Lehrgänge in den einzelnen Kreisen. Gemeldet werden die Teilnehmer wiederum über die einzelnen Vereine“, erklärt Peter Oprei, Vorsitzender des Verbandsschiedsrichterausschusses. Der überwiegende Teil der Starter sind zwischen 14 und 18 Jahre alt und damit auf dem Weg zum Jungschiedsrichter.

Um den Neulingen den Einstieg zu erleichtern, haben Oprei und seine Mitstreiter drei unterschiedliche Patenschaftsmodelle entwickelt. Bei der ersten Variante begleitet ein erfahrener Schiedsrichter den Newcomer bei den ersten Einsätzen. Dort hilft er bei administrativen Aufgaben wie dem Ausfüllen des Spielberichts und bespricht hinterher kniffelige Situationen und das Verhalten auf dem Platz. Bei der zweiten Variante kommt moderne Technik zum Einsatz: Per Headset gibt der Pate dem unerfahrenen Unparteiischen während der Partie Tipps. „Dabei wird vor allem das Stellungsspiel thematisiert“, sagt Oprei. Die dritte Variante ist ein Tandemmodell. Routinier und Youngster stehen also als Schiedsrichtergespann auf dem Platz. „Der Anwärter folgt seinem Paten in der ersten Hälfte wie ein Schatten, nach dem Wechsel werden die Rollen getauscht. Dann übernimmt der Anwärter die Hauptverantwortung“, sagt Oprei. Eine fixe Dauer der Patenschaftsmodelle gibt es nicht. Mit dieser Flexibilität werde man dem unterschiedlichen Entwicklungstempo der jungen Schiedsrichter gerecht, sagt Oprei.

Letztlich soll der Unparteiische in die Lage versetzt werden, binnen weniger Sekunden richtige Entscheidungen zu treffen und diese souverän durchzusetzen. „Und natürlich soll der Schiri möglichst dauerhaft Freude an seiner Tätigkeit haben“, erklärt Oprei. Denn insbesondere im ersten Jahr verliere man viele Schiedsrichter wieder. Ein Umstand, der das Bemühen um zusätzliche Unparteiische konterkariere.

Wer dabei bleibt, hat gute Chancen, sich zu steigern und aufzusteigen. Auf Kreisebene gibt es Förderkader und wer ausreichend Ehrgeiz und Talent mitbringt, kann es in weitere Kader und Lehrgänge auf Verbandsebene schaffen. Beste Vorbilder für die rund 500 Jungschiedsrichter am Mittelrhein sind Laura Duske und Katharina Gerhard, die aus ihren Reihen stammen und seit Saisonbeginn in der Ersten bzw. Zweiten Frauen-Bundesliga Spiele leiten dürfen. „Darauf sind wir unheimlich stolz, denn es ist schon einige Jahre her, dass der FVM im Frauenbereich so hochklassig vertreten war“, sagt Oprei. „Bei uns im Verband haben aber nicht nur junge Schiedsrichter gute Aufstiegschancen. Auch ehemalige Spieler, die ihre aktive Laufbahn beendet haben, können als Unparteiische noch den Sprung in höhere Spielklassen auf Verbandsebene schaffen“, betont Oprei. Und auch der zeitliche Aufwand ist variabel. Mindestens 15 Einsätze pro Saison sind obligatorisch, um am Ball zu bleiben. Völlig unabhängig von Alter und Ambition ist aber eines klar: Ohne engagierte Schiedsrichter geht es nicht.   

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