"Schiedsrichter sind Teil des Fußballs" - Peter Oprei im Interview

FVM.de stellt die Präsidiumsmitglieder des FVM und die Aufgaben und Ziele ihrer Ausschüsse vor. Heute: Peter Oprei, Vorsitzender des Verbandsschiedsrichterausschusses.

"Schiedsrichter sind Teil des Fußballs" - Peter Oprei im Interview

Herr Oprei, mit welchen Themen beschäftigen Sie sich in der aktuellen Legislaturperiode?
Alles dreht sich ja immer darum, neue Schiedsrichter/ innen zu gewinnen, die aktiven Unparteiischen langfristig für ihr Hobby zu begeistern, die Talente zu fördern und den gesamten Bereich weiterzuentwickeln. Daraus ergibt sich eine Vielzahl von Aufgaben.

Die Zahl der aktiven Schiedsrichter im FVM ist leicht gesunken. Woran liegt das?
Es gibt nicht immer den einen Faktor. Wir haben aktuell 2363 Schiedsrichter und vor allem zu wenige im „mittleren Alter“, wenn Beruf und Familie mehr Zeit einnehmen, das ist auch ganz natürlich. Ebenso, dass junge Menschen unter 20 Jahren ein Hobby beginnen und manche dann abspringen. Wir versuchen auf verschiedensten Wegen, Menschen für die Schiedsrichterei zu begeistern und die Neulinge zu begleiten. Wir haben zum Beispiel verschiedene Patenmodelle ins Leben gerufen, mit denen wir neuen Schiedsrichtern Hilfestellungen geben.

Welche Patenmodelle gibt es?
Alle „Neulinge“ werden begleitet, damit sie die Abläufe vor Ort kennenlernen und die Spielleitung mit dem Paten in der Halbzeit und nach dem Spiel analysieren. Zudem können sie Spiele im Tandem pfeifen: Die erste Halbzeit leitet der erfahrene Schiedsrichter und erklärt seine Laufwege, Position bei Standard-Situationen und Entscheidungen, der Neue folgt ihm auf dem Platz. In der zweiten Halbzeit wird getauscht und nach dem Spiel die Partie analysiert. Ein weiteres Modell ist das Coaching per Headset. Dabei gibt der Pate am Spielfeldrand den dann schon etwas erfahreneren Schiedsrichtern Hinweise zu Laufwegen usw. In die Entscheidungen mischt sich der Coach nicht ein, das wäre zu verwirrend. Erst im Anschluss wird das Spiel wieder gemeinsam analysiert. Seit Jahresbeginn werden nicht nur auf FVM-Ebene, sondern auch in den Kreisen 60 Headsets eingesetzt.

Wie kann man Schiedsrichter langfristig binden?
Als Verband und Kreis wollen wir natürlich vor allem gute Ansprechpartner sein, das ist eine wichtige Einbindung. Zudem starten wir Aktionen wie „Danke Schiri“ als Anerkennung für das Engagement, Jungschiedsrichtertage oder Fördermaßnahmen. Die größte Motivation ist aber sicher der Sport selbst. Und auch wenn der fehlende Respekt auf den Fußballplätzen für die allermeisten zum Glück kein Grund ist aufzuhören, äußern doch viele, wie wenig Wertschätzung sie als Schiedsrichter erhalten.

Was wünschen Sie sich?
Es würde schon helfen, wenn sich alle so verhalten, wie sie selbst behandelt werden möchten. Spieler, Trainer, Schiedsrichter, Fans: Wir wollen alle das Gleiche – Spaß am Fußball und ein faires Spiel. Wenn sich alle daran erinnern, dass Schiedsrichter Teil des Spiels sind, wäre sicher schon ein großer Schritt getan. Und auch ein freundliches Wort vor und nach dem Spiel oder eine Flasche Wasser in der Halbzeit sind doch Dinge, die zum normalen Umgang miteinander gehören, finde ich.

Am Jahresbeginn haben Sie in vielen Schiedsrichterfortbildungen für den Umgang mit Minderjährigen sensibilisiert.
Es ist unser aller Auftrag, die uns anvertrauten Minderjährigen zu schützen – und in gleichem Maße aber auch die Erwachsenen, die wertvolle Arbeit leisten und nicht in einen unbegründeten Verdacht kommen sollen. Der FVM setzt sich mit dem Thema schon seit Jahren intensiv auseinander und hat Konzepte entwickelt. Jetzt war es einfach an der Zeit, auch die Schiedsrichter einzubeziehen. Wir verstehen uns als ein Teil des Spiels und deshalb gelten die Regeln auch für uns. Mit den Führungszeugnissen sichern wir uns ab, mit den Verhaltensleitlinien wollen wir die Paten, Betreuer und Schiedsrichter schützen, indem wir für den Umgang miteinander Absprachen treffen und Risiken aufzeigen. Um dies zu erläutern, haben mein Stellvertreter und ich die Kreise besucht und werden dies auch weiterhin tun. Wir brauchen die Bereitschaft, gewohnte Abläufe zu hinterfragen und den Schutzgedanken in den Vordergrund zu stellen.

Zur Person:

Peter Oprei
Heimatverein: FC 13 Roetgen (Kreis Aachen)
Alter: 63
Beruf: Vermessungstechniker

Ehrenamtliches Engagement:
Im Verein: 1984-1998 aktiver Schiedsrichter
Im Fußballkreis Aachen: 1998-2001 Kreisschiedsrichterlehrwart
Im Fußball-Verband Mittelrhein: 2001-2013: Beisitzer im Verbandsschiedsrichterausschuss (VSA), seit 2013 VSA-Vorsitzender
Auf WDFV-Ebene: seit 2004 VSA-Beisitzer
Auf DFB-Ebene: seit 2004 Schiedsrichterbeobachter

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