#leidenschaftzählt bei Catrin Bünger: Weltmeisterin und gute Seele

"Arschstopper!" schallt es über den Sportplatz des SV Eintracht Hohkeppel. Die Ü30-Damen haben sich zum Feierabend-Kick getroffen. Einfach so, aus Spaß am Spiel. Allen voran Catrin Bünger. Sie ist es auch, die den Arschstopper einfordert – und eine der wenigen, die ihn einwandfrei ausführen können. Den Ball einfach so annehmen, ist langweilig. Mit ihren krausen Haaren und dem so ansteckenden Funkeln in den Augen ist Catrin für 90 Minuten keine Ausbilderin für zukünftige Physiotherapeut*innen. Dann ist sie das Bolzplatzkind, das sie früher immer war.

#leidenschaftzählt bei Catrin Bünger: Weltmeisterin und gute Seele

Sie strahlt, wenn sie mit den Mädels über den Kunstrasen flitzt und spielfreudige Kombinationen auspacken kann. Hier regiert „wer hat, der kann“. Seitenlinien sind nur Anhaltspunkte, warum nicht die ein oder andere Regel etwas beugen? Jedenfalls heute. Früher war das anders. Als Catrin noch zu den wenigen Frauen in Deutschland gehörte, die Vereinsfußball spielten.

Bei der damals besten Frauenfußballmannschaft der Welt, der SSG 09 Bergisch Gladbach, wurde Disziplin großgeschrieben. Während der Vorbereitung auf die neue Saison gingen die Frauen an ihre körperlichen Grenzen, weil ein Fehlen im Training oder Spiel nicht geduldet wurde. Aber vor allem, weil sie dafür brannten. In den 80er Jahren konnte sich die Gesellschaft sehr viel Tugendhafteres für Frauen vorstellen als dass sie gegen den Ball treten. Catrin und ihre Mannschaftskameradinnen setzten sich darüber hinweg und ebneten so den Weg für die vielen Mädchen, die heute mehrmals pro Woche ihre Fußballschuhe schnüren.

Vermutlich war ihr diese Vorreiterrolle damals gar nicht bewusst. Und heute winkt Catrin bescheiden ab, wenn sie darauf angesprochen wird. Ebenso wie auf ihre Teilnahme an den Weltmeisterschaften 1984 und 1987. Als 17-Jährige wird sie bereits Weltmeisterin und läuft vier Jahre später als Spielführerin ihres Teams auf. Immer ohne Allüren und vor allem immer mit dem Blick für die anderen. Teamplayer durch und durch, wie sie es bis heute ist.

Nach ihrer Karriere auf höchstem Niveau bleibt sie ihrem Herzenssport treu. Wird Trainerin einer Mädchenmannschaft in Hohkeppel, hilft bei den Damen aus, wird zur wichtigen Stütze für das Team. Als zum Pokalspiel Not an der Frau ist, springt Catrin selbstverständlich ein und schnürt noch einmal die Fußballtreter. Heute ist sie der Mannschaft als Physiotherapeutin noch immer treu und alle dürfen von ihrer Erfahrung profitieren – auf und neben dem Platz. Catrin weiß, was es heißt, einen Weltpokal in den Himmel zu halten, Autogramme zu schreiben und am Sonntag nach Weiberfastnacht in Köln ein Punktspiel zu haben – inklusive des Straftrainings in der folgenden Woche, weil Feiern eigentlich untersagt war….

Fußballverrückt und humorvoll war Catrin laut ihrer damaligen Teamkameradin Andrea Krieger schon immer und berichtet folgende Geschichte: Zur neuen Saison stießen junge Küken zur Damenmannschaft. Wie alle, waren auch sie voller Ehrfurcht, als durch sickerte, welche Erfolge Catrin feiern konnte. Das Gespräch kommt darauf, was damals im Fußball anders war als heute. Catrin grinst kurz und sagt: „Wir haben kaum Kopfbälle gemacht, weil der Ball noch aus Holz war.“ Bei den Neuzugängen hielt sich diese Geschichte ein paar Tage, bis Catrin sie schließlich selbst lachend erlöste. Der Spaß darf bei ihr einfach nicht fehlen. Das ist bis heute so geblieben.

 

Die Vereinskolleginnen über Catrin Bünger

„Ich kann mir Catrin gar nicht ohne Fußball vorstellen.“ Sandra

„Ihre Tiefgründigkeit und Loyalität, ihre Verbundeinheit und Liebe am Fußball, ihre Bescheidenheit.“ Christina

„Cässi ist eine der guten Seelen, die man als Mannschaft braucht, um sich wohlzufühlen.“ Sarah

„Die Ruhe in Person. Sie hat sich nie von Nervosität anstecken lassen.“ Canan

„Catrin ist auch Musik und Lagerfeuer.“ Johanna

 
Mehr zum Thema

Lesen Sie hier mehr über Catrin Bünger: Über Gänsehautmomente, ein Leben mit und ohne Fußball - Ein Interview von Sarah Schreiner und Maria Tietze

Informationen zur FVM-Kampagne für Mädchen und Frauen im Fußball am Mittelrhein unter dem Motto #leidenschaftzählt finden Sie hier.

Den EINSZUEINS-Artikel zu Catrin Bünger können Sie hier einsehen.

 

Bildquelle: Privat

Nach oben scrollen