Im Gespräch mit Bernd Neuendorf: „Wir wollen die besten Lösungen finden!“

Seit dem 29. Juni ist Bernd Neuendorf neuer Präsident des Fußball-Verbandes Mittelrhein. Die Delegierten wählten den 58-Jährigen einstimmig in das höchste Amt des siebtgrößten Fußball-Landesverbandes im DFB. FVM.de sprach mit ihm über seine ersten Wochen an der FVM-Spitze, den DFB-Bundestag und die kommende Wahlperiode.

Im Gespräch mit Bernd Neuendorf: „Wir wollen die besten Lösungen finden!“

FVM.de: Herr Neuendorf, Sie sind jetzt seit knapp zweieinhalb Monaten neuer Präsident des FVM. Wie haben Sie Ihren Einstieg empfunden?

BERND NEUENDORF: Der Start war durchaus sportlich. Denn die Themen Kunstrasen-Granulat und der verzögerte Saisonstart in der Bezirksliga-Staffel 2 und den Kreisligen in den Fußballkreisen Bonn und Sieg haben den Verband, unsere Vereine und auch die Öffentlichkeit sehr beschäftigt. Darüber hinaus habe ich natürlich schon viele Besuche an der Basis absolviert. Und ich durfte Fritz Keller treffen; den Mann, der von der DFB-Findungskommission als Kandidat für das Amt des DFB-Präsidenten ausgewählt worden ist. Eine spannende Zeit!

FVM.de: Wie lautet Ihre erste Zwischenbilanz?

NEUENDORF: Wir haben uns als FVM dort, wo es nötig war, sehr klar positioniert. Für mich stand und steht bei allen Entscheidungen das Wohl des Amateurfußballs und unserer Vereine im Vordergrund. Das bedeutet: Klare Kante, wenn es um den Bestandsschutz für Kunstrasenplätze in unserer Region geht. Und das bedeutet auch: direkter Dialog mit den Vereinen. Im Zusammenhang mit dem Aufstieg in die Bezirksliga-Staffel 2 drohten langwierige gerichtliche Auseinandersetzungen. Wir als FVM wollten aber weg vom grünen Tisch und zurück auf den grünen Rasen. Das ist letztlich auch dank des guten und intensiven Austauschs aller Beteiligten gelungen.

FVM.de: Ende September steht der DFB-Bundestag an. Fritz Keller wurde für das Amt des DFB-Präsidenten nominiert. Wie sieht der FVM diesen Vorschlag?

NEUENDORF: Wir stehen uneingeschränkt hinter der Nominierung von Fritz Keller und haben als FVM-Präsidium einstimmig die Unterstützung seiner Kandidatur beschlossen. Seine Nominierung als gemeinsamer Kandidat des Amateur- und Profifußballs ist ein wichtiges Zeichen: Er hat eine breite Unterstützung, weil er aus unserer Sicht glaubhaft vermittelt, dass er die Interessen des Profi- und Amateurfußballs gleichermaßen vertreten will. Er hat gute Ideen, ist authentisch und wirkt überaus glaubwürdig. Ich glaube, dass er einen guten Job machen wird.

FVM.de: Wie bringt sich der FVM darüber hinaus beim DFB-Bundestag ein?

NEUENDORF: Das DFB-Präsidium beantragt auf Initiative des FVM die Aufnahme von „Vertreter/ -innen der jungen Generation“ als weiteres ordentliches Mitglied in den Jugendausschuss, den Schiedsrichterausschuss sowie den Ausschuss für Frauen und Mädchenfußball. Im FVM setzen wir bereits seit 2001 auf die Einbeziehung von jungen ehrenamtlichen Mitarbeiter/-innen in unseren Gremien und haben auf dem Verbandstag im Juni ja zudem die verpflichtende Wahl von Vertreter/-innen der jungen Generation in alle Gremien einschließlich der Rechtsorgane auf Verbands- und Kreisebene beschlossen. Der Hintergrund ist ganz einfach: Junge Menschen sollen in den Gremien eine Stimme und damit ein Mitbestimmungsrecht erhalten.

FVM.de: Wie kann Vereinen die Einbindung junger Menschen gelingen?

NEUENDORF: Das Modell der Vertreter der jungen Generation lässt sich natürlich auch auf Vereine übertragen. Die Vereine sind oftmals die erste Station in Sachen ehrenamtliches Engagement. Es ist wichtig, dass Vereine junge Menschen in kleinen Schritten an Aufgaben heranführen und sie nicht überfordern. Vereine, die junge Menschen langfristig erfolgreich einbinden, berichten davon, dass sie ihre Jugendlichen zunächst für konkrete Projekte im Verein begeistern und ihnen nicht gleich Ämter antragen. So handhaben wir es auch auf Kreis und Verbandsebene: Neben der Möglichkeit, sich als Vertreter/-in der jungen Generation wählen zu lassen, bieten wir auch an, sich im so genannten JuMi-Team bei kleineren Projekten zu engagieren. Daraus wird dann oft mehr.

FVM.de: Welche Rolle spielen Mädchen und Frauen Ihrer Meinung nach in ehrenamtlichen Positionen?

NEUENDORF: Auf jeden Fall eine noch viel zu kleine. Viele Vorstände sind immer noch von Männern dominiert. Ich wünsche mir, dass wir den Anteil der Frauen hier stetig und signifikant erhöhen. Das gilt im Übrigen in gleichem Maße für den Sport selbst: Wir brauchen mehr Mädchen und Frauen auf den Fußballplätzen. Daran werden wir gemeinsam mit den Kreisen und Vereinen konsequent arbeiten.

FVM.de: Welchen Herausforderungen sehen Sie allgemein für Vereine?

NEUENDORF: Grundlegend scheint mir das Thema Sportinfrastruktur zu sein. Das betrifft die Plätze, aber auch die sanitären Einrichtungen und die Umkleidesituation. Gute Anlagen sind die Grundvoraussetzung dafür, dass Vereine überhaupt Fußball anbieten können. Es ist kein Geheimnis: Die Situation ist in vielen Vereinen unbefriedigend. Daher will ich gerne vor Ort unterstützen, wenn es an politischer Unterstützung mangelt oder irgendwo in der Verwaltung hakt. Die Vereine müssen zudem leichter an Fördermittel kommen. Die Antragsverfahren sind aktuell viel zu kompliziert. Da wollen wir den Vereinen beratend zur Seite stehen und uns gegenüber der Politik einsetzen. Wir dürfen hier ruhig auch immer wieder auf die Bedeutung des Sports und des Fußballs hinweisen: Fußball hat eine unfassbare gesellschaftliche Bedeutung und Kraft. Der Fußball ist die mit Abstand beliebteste Sportart in Deutschland und kann selbstbewusst auftreten. Wir sind relevant und müssen uns politisches Gehör verschaffen – so wie es der Kultur ja bereits häufig gelingt.

FVM.de: Wie kann der Verband die Vereine konkret unterstützen?

NEUENDORF: Wir wollen unser gutes Qualifizierungsangebot für Trainer, Betreuer, Schiedsrichter und Vereinsmitarbeiter aufrecht erhalten und weiterentwickeln. Und wir werden sicher auch die Digitalisierung weiter vorantreiben. Viele Vereine beklagen, dass sie in Bürokratie ersticken und wünschen sich eine einfachere Kommunikation mit ihren Mitgliedern, mit dem Kreis und dem Verband. Wir müssen den Vereinsmitgliedern unkompliziert die Möglichkeit geben, sich zu informieren und sich zu qualifizieren. Dabei kann die Digitalisierung helfen. Wir haben einen eigenen Zuständigkeitsbereich für Digitalisierung im Präsidium geschaffen und wollen in den kommenden Monaten und Jahren eine eigene Digitalisierungsstrategie entwickeln.

FVM.de: Welche Ziele haben Sie mit dem FVM?

NEUENDORF: Der FVM hat im deutschen Fußball, aber auch in der Politik und in der Wirtschaft einen hervorragenden Ruf. Wir gelten als sehr stark aufgestellt, innovativ. Das sind die Früchte der hervorragenden Arbeit, die seit vielen Jahren im Ehren- und Hauptamt geleistet wird. Darauf können wir stolz sein, daran wollen wir aber auch weiterarbeiten. Allein die EURO 2024 im eigenen Land und der Masterplan des DFB, der auf dem Bundestag bis 2025 verabschiedet werden soll, bieten viele Chancen, den Amateurfußball zu stärken: hinsichtlich der Sportinfrastruktur, der Mitgliedergewinnung und der technischen Weiterentwicklung des Fußballs. Im Oktober treffen wir uns mit allen Präsidiumskolleg/-innen zu einer Klausurtagung und auch ein Treffen mit den Kreisvorsitzenden steht auf dem Programm. Ich freue mich darauf. Denn es geht um eine gute Zukunft für den Fußball in unserer Region.

 

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