Handicap-Fußball: Fortbildung in Köln

Handicap-Fußball: Fortbildung in Köln

Vom 16. bis zum 18. September 2022 wird die DFB-Stiftung Sepp Herberger gemeinsam mit der Stadt Köln und dem Fußball-Verband Mittelrhein die "Fußball-Inklusionstage" in Köln ausrichten. Bei der Veranstaltung auf dem Roncalliplatz wird die bunte Vielfalt des Handicap-Fußballs einer breiten Öffentlichkeit vorgestellt. In Vorbereitung zu dieser Veranstaltung lud die Stiftung im Rahmen der Qualifizierungsoffensive im Handicap-Fußball am vergangenen Dienstag Trainer von Inklusionsteams und solche, die es werden wollen, zu einer Schulung beim FC Viktoria Köln ein.

Dem Pilotprojekt folgte nun die Premiere. Rund ein Jahr nachdem die DFB-Stiftung Sepp Herberger gemeinsam mit dem DFB-Team für Trainer-Aus-, Fort- und Weiterbildung eine Fortbildung für aktive und angehende Trainerinnen und Trainer von Inklusionsmannschaften entwickelt und in Hennef getestet hatte, nahm die neue Initiative als Teil der Qualifizierungsoffensive im Handicap-Fußball in Köln Fahrt auf. Und das im wahrsten Sinne des Wortes. "Gebt Vollgas, lasst den Ball laufen. Wir wollen was tun", rief Michael Arends den rund zwei Dutzend Teilnehmenden des Workshops und den Aktiven des FC Germania Zündorf zu, als zum Abschluss der Praxiseinheit ein Spiel auf vier Tore begann. Arends, der die Veranstaltung als Referent begleitete, ist Abteilungsleiter CSR-Management und Inklusionsexperte beim SV Werder Bremen .

Im ersten Teil der Fortbildung, die am 16. September auf dem Kölner Roncalliplatz mit dem zweiten Teil abgeschlossen wird, gab er auf dem Trainingsplatz des Drittligisten FC Viktoria Köln viele konkrete Tipps für die alltägliche Trainingsarbeit in Handicap-Teams. Im Fokus stand dabei das Passspiel. "Wichtig ist es, sich auf jeden Einzelnen einzulassen. Jeder muss gesehen werden. Jeder hat sein eigenes Tempo und seine individuellen Grenzen", macht Arends deutlich.

Mannschaften von besonderer Strahlkraft

Für die Praxiseinheit wurde die Inklusionsmannschaft des FC Germania Zündorf eingeladen. Alle waren mit reichlich Elan bei der Sache. Die Fahrt in den einige Kilometer rheinabwärts gelegenen Kölner Stadtteil Höhenberg lohnte sich also auch für sie. Das sah auch Gökhan Erdek so. Er gehört zum zehnköpfigen Betreuerteam der Zündorfer Mannschaft. "Es hat Spaß gemacht", sagt er nach der Praxiseinheit. Eine Ausnahme ist das nicht. Das Zusammenspiel mit den 29 Aktiven im Alter von zwölf bis 71 Jahren hat stets eine besondere Strahlkraft, da ist sich Erdek mit seinem Trainerkollegen Tobias Niehues einig. "Man bekommt so viel Positives zurück", findet Niehues. "Schon, wenn die Spielerinnen und Spieler beim Training ankommen, spürt man eine riesige Vorfreude." Beim FC Germania Zündorf gebe es für die vor rund sechs Jahren ins Leben gerufene Inklusionsmannschaft auch eine tolle Rückendeckung seitens des Vereins. "Alle stehen dahinter, dieses Team ist eine Bereicherung für den Klub", sagt Erdek. Er könne es anderen Vereinen nur empfehlen, Inklusionsteams auf die Beine zu stellen.

Genau diese Einschätzung deckt sich mit den Überzeugungen von Nico Kempf, dem stellvertretenden Geschäftsführer der DFB-Stiftung Sepp Herberger, die sich seit vielen Jahren für Inklusion im und durch Fußball einsetzt. "Manchmal neigt man zu sehr dazu, Schwierigkeiten und Defizite zu sehen. Viel wichtiger ist aber der Blick für die enormen Potenziale und positiven Impulse, die gelebte Inklusion mit sich bringt", macht er deutlich. Die DFB-Stiftung will mit Fortbildungen der engagierten Arbeit in den Vereinen Vorschub leisten. "Wir wollen Tipps und Hilfestellungen geben für ein modernes Fußballtraining für Menschen mit und ohne Handicap, bei dem die gemeinsame Freude am Fußballspiel im Vordergrund steht", betont Kempf.

Bereicherung für die Vereine

Um diese Idee mit Leben zu füllen, stand neben der Praxiseinheit auch die Theorie auf dem Programm. Aufgezeigt wurde beispielsweise das große Spektrum des Handicap-Fußballs. Zur Fußballfamilie gehören aber längst nicht nur die Aktiven. Das machte Taime Kuttig, selbst erfolgreicher Blindenfußballer und Event-Inklusionsmanager bei der DFB-Stiftung Sepp Herberger, deutlich. Auch als Schiedsrichter*in, Ehrenamtler*in oder Trainer*in bringen sich Menschen mit Handicap ein und bereichern die Vereine. Kuttig betonte, dass der Austausch untereinander den Horizont erweitere und für alle Beteiligten lohnend sei.

Wie gewinnbringend das gegenseitige Zuhören sein kann, zeigte auch der Abend in Köln. Denis Kirchdörfer, als Inklusionstrainer der Kölner SpVg Wahn-Grengel einer der Teilnehmer der Fortbildung, schilderte in der Gesprächsrunde den Aufbau seines Inklusionsteams. Wie ein Lauffeuer sei es gegangen. "Jeder hat einen Kumpel mitgebracht, so wurde die Gruppe schnell sehr groß", erinnert er sich an die Anfänge. Diese Worte machen Mut und bestätigen Arends Ansicht, dass das Entscheidende darin bestehe, Initiative zu ergreifen, Inklusionsteams ins Leben zu rufen und Angebote zu schaffen. "Wer Einsatzbereitschaft zeigt, wird Begeisterung entfachen", rief er seinen Zuhörer*innen zu, die sich auf dem besten Weg befinden, zum Türöffner der Teilhabe zu werden.

 

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